02.August 2013

L-Bank lässt das Friedrichsbau Varieté im Stich – am 31. Dezember 2013 gehen dort die Lichter aus!

Stuttgart: Nachdem die L-Bank das jährliche Sponsoring für das Friedrichsbau Varieté im Jahr 2014 nicht weiterführen möchte, hat sie Anfang Juli auch die Miet- und Pachtverträge zum 31.01.2013 gekündigt.

Das Friedrichsbau Varieté muss nun eine neue Bleibe bzw. einen neuen Standort finden, entweder in einem bestehenden Gebäude oder in einem Zelt. „Wir gehen davon aus, dass es zunächst eine Interimslösung geben wird, bevor eine dauerhafte Spielstätte gefunden ist“, sagt Geschäftsführerin Gabriele Frenzel (Foto-links). Dafür werden schon die ersten Angebote für Zelte, die sich für einen Varietébetrieb eignen – also eine Kapazität von mindestens 300 Plätzen haben, eingeholt.

Auch für Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Foto-rechts) hat die Situation oberste Priorität: „Es geht jetzt darum, mit Hochdruck eine neue Spielstätte zu finden und dabei wird die Stadt Stuttgart das Friedrichsbau Varieté unterstützen.“

Derzeit ist das Areal neben dem Theaterhaus auf dem Pragsattel als neuer Standort im Gespräch. Alle Beteiligten begrüßen diese Option, das Friedrichsbau Varieté, das Theaterhaus und die Stadt Stuttgart, die die Eigentümerin besagten Grundstücks ist. Gespräche, um die Situation auszuloten, sind zeitnah anberaumt. Zwischen den beiden Häusern, Theaterhaus und Friedrichsbau Varieté, besteht eine langjährige Freundschaft und aus einer zukünftigen Nachbarschaft könnte ein schöner Synergieeffekt entstehen. Klar ist jedoch, dass das Friedrichsbau Varieté einen Umzug auf den Pragsattel finanziell nicht alleine stemmen kann. Ein Neustart ist mit enormen Kosten verbunden wie Zeltmiete und -aufbau, technische und logistische Ausstattung etc.

Nach wie vor sind Stuhlpatenschaften für das Friedrichsbau Varieté wichtig! Sie treten zwar erst Anfang 2014 in Kraft, können aber jetzt schon verbindlich reserviert werden. Das Geld hieraus wird einen Neuanfang erleichtern und mitfinanzieren!

Auch denkt das Friedrichsbau Varieté eine Umfirmierung der bestehenden GmbH in eine gemeinnützige GmbH an. Es ist schlicht eine logische Konsequenz aus dem sozialen Engagement, welches das Friedrichsbau Varieté in den vergangenen 20 Jahren geleistet hat, wie z.B. der Nachwuchsförderung in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft, der Staatlichen Artistenschule Berlin usw.

Vom 13. September bis zum 31. Dezember 2013  wird die letzte Varieté-Produktion in der historischen Spielstätte, im Gebäude des Friedrichsbaus, stattfinden. Nach nunmehr fast 20 Jahren gehen dann in der Silvesternacht die Lichter aus und der Vorhang schließt sich zum letzten Mal – aber zum Glück nur einstweilen, denn die Verantwortlichen des Friedrichsbau Varieté werden mit vereinten Kräften alles daran setzen, eine gute und positive Lösung zu finden.

Stuttgart hat eine über 100-jährige Varieté-Tradition. Im damaligen Friedrichsbau Theater Anfang des 20. Jahrhunderts traten alle Showgrößen auf, die weltweit Rang und Namen hatten, wie z.B. Josephine Baker, Clown Grock, Starjongleur Enrico Rastelli, Caterina Valente und viele mehr. Der Friedrichsbau erlitt Ende das Zweiten Weltkrieges so große Schäden, dass er 1955 abgerissen wurde.

1993 baute die L-Bank an historischer Stelle einen Gebäudekomplex, in dem sich u.a. ihre Geschäftsräume sowie ein Veranstaltungsraum befanden. Da die L-Bank diesen jedoch nicht bespielen konnte, bat sie die Deutsche Entertainment AG (DEAG) ein Varietékonzept zu erarbeiten. Dieses Konzept wurde mit Begeisterung angenommen und der Veranstaltungsraum von der DEAG in ein Varieté mit Bühne, Rängen, Logen, Foyer, Außenbereich etc. umgebaut.

In Hommage an die Historie wurde der Gebäudekomplex Friedrichsbau genannt und das Varieté bekam den Namen Friedrichsbau Varieté. Am 24.02.1994 öffneten sich die Pforten des Theaters für die Premiere der ersten Show „Kapriolen des Varietés“, Regie führte André Heller und der künstlerische Leiter war bis Ende 2007 Circus Roncalli-Chef Bernhard Paul. Mit der Produktion „Revue der Elemente“ übernahm im November 2007 Regisseur Ralph Sun die Künstlerische Leitung im Friedrichsbau Varieté.

Aufgrund der architektonisch begrenzten Räumlichkeiten des jetzigen Friedrichsbau Varieté kann ein Varietébetrieb nicht wirtschaftlich arbeiten. So kam jährlich ein Fehlbetrag von etwa 750.000 € zustande, den die L-Bank dem Friedrichsbau Varieté jährlich seit fast 20 Jahren unverändert zukommen ließ, da sie das Varieté hier im Friedrichsbau haben wollte.

Man kann zwar verstehen, dass gewisse Subventionen von einem Sponsor, aus wirtschaftlichen Gründen, nicht mehr weitergeführt werden, aber dass die L-Bank die Räumlichkeiten aufkündigt, ist und bleibt unverständlich. Will man die Räume selbst für Theaterstücke nützen und so dem Varieté das Wasser abgraben? Anders kann man dieses Verhalten nicht verstehen.

Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (Waldemar Herzog)

Bekommen die Stuttgarter-Vermieter den Kragen nicht voll?

Stuttgart: Der erst vor einem halben Jahr im Dezember 2012 veröffentlichte neue Mietspiegel wies für Wohnungen in Stuttgart eine in der obersten Grenze liegenden Durchschnittsmiete von 7,50 € pro qm für eine 70 m²-Wohnung aus. Je nach Lage und Ausstattung kann eine Wohnung diesen Wert unter- oder überschreiten. Der Vermieter kann bei einem bestehenden Mietverhältnis nur den Mietspiegelwert verlangen.

Ganz anders ist die Preissituation bei Wiedervermietungen. Hier kann der Vermieter bis zur Wuchergrenze (50 % über dem Mietspiegel!) jeden Preis fordern, den der angespannte Wohnungsmarkt in Stuttgart hergibt, denn  dieWiedervermietungsmieten laufen den Mietspiegelwerten davon.

Der Mieterverein hat die von „immoscout“ ermittelten durchschnittlichen Wiedervermietungsmieten des letzten Jahres mit der durchschnittlichen Bestandsmiete des Mietspiegels (7,50 €) verglichen. Das Ergebnis ist erschreckend: Die Wiedervermietungsmieten liegen in Stuttgarts Innenstadt  um bis zu 47 % über dem Mietspiegelwert.

Im Einzelnen ergibt die Auswertung von „immoscout“ für die Innenbezirke:

Stuttgart-Mitte, pro qm  9,65 € = überhöhter Satz von 29 %

Stuttgart-Ost, pro qm  9,50 € = überhöhter Satz von 27 %

Stuttgart-Nord, pro qm 10,80 € = überhöhter Satz von 44 %  

Stuttgart-Süd, pro qm  11,05 € = überhöhter Satz von 47 % 

Stuttgart-West, pro qm 10,90 € = überhöhter Satz von 45 %

„Die Auswertung zeigt, dass es insbesondere in den angesagten Innenstadtquartieren Stuttgart-Süd und Stuttgart-West bei den Mietpreisen nach oben faktisch keine Grenzen mehr gibt“, stellt Mietervereinschef Rolf Gaßmann (Foto-links) fest.

Noch bis 2004 waren der Explosion der Wiedervermietungspreise Grenzen gesetzt gewesen: Mietpreise über 20 % des entsprechenden Mietspiegelwerts waren in der Regel unzulässig und konnten als  Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Die Mieter konnten die überhöhten Mietzahlungen zurückfordern. Auf dem Papier gibt es die Mietpreisüberhöhung nach § 5 Wirtschaftsstrafgesetz zwar immer noch. Durch die hohen Anforderungen der BGH-Rechtsprechung wurde die einst wirkungsvolle  Waffe zu einem stumpfen Schwert.

Nun muss der Mieter nachweisen, dass der Vermieter das geringe Wohnungsangebot und die Mieternotlage ausgenutzt hat,  um den Mietpreis durchzusetzen. Dies gelingt dem Mieter vor Gericht nur extrem selten. Somit gilt leider nur noch die Mietwuchergrenze, die erst bei 50 % über dem entsprechenden Mietspiegelwert einsetzt.

„Die Stuttgarter Entwicklung zeigt die dringende Notwendigkeit einer Mietpreisbremse bei Wiedervermietungen“, schlussfolgert Rolf Gaßmann. Leider hätten die kürzlich von SPD und Grünen im Bundestag gestellten Gesetzesanträge keine Mehrheiten gefunden, obwohl die Kanzlerin die Mietpreisbremse ins Wahlprogramm der CDU aufnehmen ließ. Laut SPD und Grünen sollten die Wiedervermietungsmieten auf 10 % über dem entsprechenden Mietspiegelwert begrenzt werden.

„Stuttgarts Mietern kommt die Ablehnung der Mietpreisbremse durch die Regierungsparteien teuer zu stehen“, kritisiert der Mieterverein. Denn die extrem hohen Wiedervermietungsmieten treffen nicht nur die Haushalte auf Wohnungssuche. „Die überhöhten Preise werden in den nächsten Mietspiegel eingehen und sind dann die Bestandsmieten von morgen“, so Gaßmann.

Große Sorge bereitet dem Mieterverein auch der rasante Anstieg der Mieten innerhalb des letzten Jahres. So stiegen die Wiedervermietungsmieten laut „immoscout“ in nur 12 Monaten im Stuttgarter Osten um 12 %, im Stuttgarter Süden gar um 14,6 %.

POSITIV-MEDIEN meint: Was ist nun positiv an dieser Feststellung? Eigentlich nur das, dass es durchaus auch noch in Stuttgart Vermieter gibt, die diesen Mietwahnsinn nicht mitmachen!

Die Mieter wehren sich!

Demontrationen helfen!

Weitere Informationen: Mieterverein Stuttgart und Umgebung e.V. * Moserstraße 5 * 70182 Stuttgart * Email: info@mieterverein-stuttgart.de * Internet:       www.mieterverein-stuttgart.de

 Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-Mieterbund * Waldemar Herzog)

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