Derzeit ist das Areal neben dem Theaterhaus auf dem Pragsattel als neuer Standort im Gespräch. Alle Beteiligten begrüßen diese Option, das Friedrichsbau Varieté, das Theaterhaus und die Stadt Stuttgart, die die Eigentümerin besagten Grundstücks ist. Gespräche, um die Situation auszuloten, sind zeitnah anberaumt. Zwischen den beiden Häusern, Theaterhaus und Friedrichsbau Varieté, besteht eine langjährige Freundschaft und aus einer zukünftigen Nachbarschaft könnte ein schöner Synergieeffekt entstehen. Klar ist jedoch, dass das Friedrichsbau Varieté einen Umzug auf den Pragsattel finanziell nicht alleine stemmen kann. Ein Neustart ist mit enormen Kosten verbunden wie Zeltmiete und -aufbau, technische und logistische Ausstattung etc.
Nach wie vor sind Stuhlpatenschaften für das Friedrichsbau Varieté wichtig! Sie treten zwar erst Anfang 2014 in Kraft, können aber jetzt schon verbindlich reserviert werden. Das Geld hieraus wird einen Neuanfang erleichtern und mitfinanzieren!
Auch denkt das Friedrichsbau Varieté eine Umfirmierung der bestehenden GmbH in eine gemeinnützige GmbH an. Es ist schlicht eine logische Konsequenz aus dem sozialen Engagement, welches das Friedrichsbau Varieté in den vergangenen 20 Jahren geleistet hat, wie z.B. der Nachwuchsförderung in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft, der Staatlichen Artistenschule Berlin usw.
Vom 13. September bis zum 31. Dezember 2013 wird die letzte Varieté-Produktion in der historischen Spielstätte, im Gebäude des Friedrichsbaus, stattfinden. Nach nunmehr fast 20 Jahren gehen dann in der Silvesternacht die Lichter aus und der Vorhang schließt sich zum letzten Mal – aber zum Glück nur einstweilen, denn die Verantwortlichen des Friedrichsbau Varieté werden mit vereinten Kräften alles daran setzen, eine gute und positive Lösung zu finden.
Stuttgart hat eine über 100-jährige Varieté-Tradition. Im damaligen Friedrichsbau Theater Anfang des 20. Jahrhunderts traten alle Showgrößen auf, die weltweit Rang und Namen hatten, wie z.B. Josephine Baker, Clown Grock, Starjongleur Enrico Rastelli, Caterina Valente und viele mehr. Der Friedrichsbau erlitt Ende das Zweiten Weltkrieges so große Schäden, dass er 1955 abgerissen wurde.
1993 baute die L-Bank an historischer Stelle einen Gebäudekomplex, in dem sich u.a. ihre Geschäftsräume sowie ein Veranstaltungsraum befanden. Da die L-Bank diesen jedoch nicht bespielen konnte, bat sie die Deutsche Entertainment AG (DEAG) ein Varietékonzept zu erarbeiten. Dieses Konzept wurde mit Begeisterung angenommen und der Veranstaltungsraum von der DEAG in ein Varieté mit Bühne, Rängen, Logen, Foyer, Außenbereich etc. umgebaut.
In Hommage an die Historie wurde der Gebäudekomplex Friedrichsbau genannt und das Varieté bekam den Namen Friedrichsbau Varieté. Am 24.02.1994 öffneten sich die Pforten des Theaters für die Premiere der ersten Show „Kapriolen des Varietés“, Regie führte André Heller und der künstlerische Leiter war bis Ende 2007 Circus Roncalli-Chef Bernhard Paul. Mit der Produktion „Revue der Elemente“ übernahm im November 2007 Regisseur Ralph Sun die Künstlerische Leitung im Friedrichsbau Varieté.
Aufgrund der architektonisch begrenzten Räumlichkeiten des jetzigen Friedrichsbau Varieté kann ein Varietébetrieb nicht wirtschaftlich arbeiten. So kam jährlich ein Fehlbetrag von etwa 750.000 € zustande, den die L-Bank dem Friedrichsbau Varieté jährlich seit fast 20 Jahren unverändert zukommen ließ, da sie das Varieté hier im Friedrichsbau haben wollte.
Man kann zwar verstehen, dass gewisse Subventionen von einem Sponsor, aus wirtschaftlichen Gründen, nicht mehr weitergeführt werden, aber dass die L-Bank die Räumlichkeiten aufkündigt, ist und bleibt unverständlich. Will man die Räume selbst für Theaterstücke nützen und so dem Varieté das Wasser abgraben? Anders kann man dieses Verhalten nicht verstehen.
Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (Waldemar Herzog)
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